In einer Partnerschaft ist es ganz normal, dass unterschiedliche Perspektiven, Erwartungen und Ansichten aufeinandertreffen. Doch wenn sich diese Sichtweisen verhärten und zur Quelle ständiger Konflikte werden, kann eine gemeinsame Basis schwer zu finden sein. Die Paartherapie kann in diesen Situationen helfen, die Brücke zwischen verschiedenen Standpunkten zu schlagen und eine wertschätzende Kommunikation zu etablieren. In diesem Artikel beleuchten wir Ansätze, die dabei helfen, unterschiedliche Sichtweisen in der Paartherapie zu vereinen.
1. Die Bedeutung der „Gemeinsamen Realität“ in Beziehungen
Einer der häufigsten Stolpersteine in der Paarberatung sind unterschiedliche Wahrnehmungen der gemeinsamen Realität. Was der eine Partner als wichtig oder belastend empfindet, wird vom anderen möglicherweise als nebensächlich gesehen – und umgekehrt. Das Ziel ist jedoch nicht, eine „richtige“ Sichtweise zu finden, sondern ein Umfeld zu schaffen, in dem beide Standpunkte gleichberechtigt nebeneinander stehen dürfen. Diesen Schritt zu gehen, fällt vielen Paaren schwer. Ein guter Therapeut kann hierbei unterstützen, indem er beiden Seiten Raum gibt und die Suche nach Überschneidungen und Gemeinsamkeiten begleitet. Denn oft haben beide Partner trotz aller Unterschiede ähnliche Wünsche und Ziele, wie etwa mehr Nähe oder das Gefühl, gehört zu werden.
2. Visuelle Methoden: Systembrett und Stühlearbeit
Visuelle Methoden, wie das Systembrett und die Stühlearbeit, sind in der Paartherapie sehr effektiv, um festgefahrene Perspektiven aufzubrechen und die Sichtweise des Partners nachvollziehbar zu machen.
Systembrett: Das Systembrett bietet die Möglichkeit, die Dynamik der Beziehung visuell darzustellen und zu „sehen“, wie sich die beiden Partner zueinander positionieren. Jeder Partner kann Figuren oder Symbole verwenden, um seine Position darzustellen und zu spüren, wie nah oder fern er sich vom anderen fühlt. Dies ermöglicht beiden Partnern, ihre Dynamik aus einer neuen Perspektive zu betrachten und sich besser in die Position des anderen hineinzufühlen.
Stühlearbeit: Die Stühlearbeit hingegen ist eine Technik, bei der jeder Partner auf einem Stuhl Platz nimmt und seine eigene Sichtweise beschreibt. Durch den Wechsel auf den „Stuhl des Partners“ versetzt er sich in dessen Lage und reflektiert dessen Perspektive. Diese Methode fördert Empathie und Verständnis und schafft eine neue Ebene des emotionalen Austauschs.
Beide Techniken helfen Paaren dabei, über die verbalen Erklärungen hinauszugehen und sich durch das Erleben ihrer Position und die des anderen eine neue Sichtweise zu erschließen.
3. Der Weg zur offenen Kommunikation über Emotionen statt Inhalte
Ein häufiger Fehler in Konfliktsituationen besteht darin, sich zu sehr auf die inhaltlichen Unterschiede zu fokussieren. Paare verlieren sich oft in Diskussionen darüber, wer „Recht“ hat, und übersehen dabei die darunterliegenden Gefühle. In der Paartherapie liegt daher ein Schwerpunkt darauf, die Emotionalität hinter den Streitpunkten zu erkennen und anzusprechen. Statt sich nur auf die Inhalte zu konzentrieren, ist es oft sinnvoller, den Fokus auf die Fragen zu lenken wie: „Was fühlst du, wenn dein Partner sich so verhält?“ oder „Welche Emotionen kommen hoch, wenn dieses Thema auf den Tisch kommt?“.
Durch das Aufdecken dieser Emotionen und das gegenseitige Verständnis dafür wird oft eine „gemeinsame Sprache“ geschaffen, die beide Partner näher zusammenbringt. Denn das Ziel ist es, die tieferliegenden Bedürfnisse und Wünsche anzuerkennen und dadurch den Respekt und das Mitgefühl für die Perspektive des anderen zu stärken.
4. Akzeptanz der unterschiedlichen Perspektiven
Ein weiterer Ansatz besteht darin, die unterschiedlichen Perspektiven zunächst einfach nebeneinander bestehen zu lassen, ohne sie sofort zu bewerten oder zu vereinen. Es ist ein oft unterschätzter Schritt, diese Unterschiede zu akzeptieren und sich bewusst zu machen, dass sie nicht zwangsläufig zu Konflikten führen müssen. In der Paartherapie lernen Paare, dass es oft genug ist, die Realität des anderen anzuerkennen und Unterschiede nicht als Gefahr für die Beziehung zu sehen. Diese Akzeptanz kann die Grundlage für eine offenere und entspanntere Kommunikation schaffen, die es beiden Partnern erlaubt, ihre Bedürfnisse ehrlich zu äußern, ohne befürchten zu müssen, dass sie missverstanden werden.
5. Der Wert eines ergebnisoffenen Prozesses
In der Paartherapie ist es von großem Wert, den Prozess offen und ohne konkrete Erwartungen zu gestalten. Nicht jede Therapie endet mit einer „perfekten Lösung“ oder einer idealen Einigung. Manchmal führen die Sitzungen dazu, dass beide Partner mehr Verständnis für sich selbst und den anderen entwickeln und dadurch freier über ihre Bedürfnisse sprechen können. In anderen Fällen erkennen Paare, dass sie Zeit und Raum brauchen, um für sich selbst Klarheit zu finden.
Ein offener und flexibler Ansatz, bei dem das Ergebnis nicht von vornherein festgelegt ist, lässt beide Partner auch emotional Raum und Sicherheit, um ihre Entwicklung zu finden. Die Therapie gibt so beiden Seiten die Möglichkeit, eine neue Dynamik zu finden, die sich in jede Richtung entwickeln kann – sei es eine tiefergehende Beziehung oder das Einvernehmen über eine mögliche Trennung.
Fazit: Den gemeinsamen Weg finden – auch bei verschiedenen Perspektiven
Das Zusammenführen unterschiedlicher Perspektiven ist ein langsamer Prozess, der viel Geduld und gegenseitiges Verständnis erfordert. Es ist normal, dass es Paare gibt, die auf eine gemeinsame Sichtweise hinarbeiten möchten, und andere, die lernen, mit unterschiedlichen Realitäten zu leben. Eine Paartherapie kann dabei helfen, die Kommunikation zu fördern und zu einer wertschätzenden Beziehung beizutragen, in der sich beide Partner verstanden und gesehen fühlen.
Wenn Sie das Gefühl haben, in Ihrer Beziehung nicht gehört oder verstanden zu werden, könnte eine Paartherapie ein erster Schritt sein, um wieder eine gemeinsame Basis zu finden. Lassen Sie uns gemeinsam herausfinden, wie wir Ihre Partnerschaft stärken können.
Kontaktieren Sie mich für eine erste Beratung und lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, Ihre Partnerschaft neu zu beleben.
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